Dreißig Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Vereinigten Staaten, Kanada und Deutschland nahmen in diesem Jahr an der dritten Alumni Konferenz des Transatlantischen Dialogprogramms (TAD) der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit teil. Die Konferenz brachte jahrgangsübergreifend Alumnis der jährlich vom TAD organisierten Studien- und Informationsreisen für politische Führungskräfte, amerikanische Landtagsabgeordnete und kanadische Parlamentarier nach Deutschland zusammen. Damit bot die Konferenz Gelegenheit, diejenigen einzubinden, die aufgrund ihres Wohnortes nicht an den regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen des TAD in Washington, DC teilnehmen können. Zudem nahmen Referenten aus Deutschland, die die einzelnen Gruppen während ihrer Studienreise kennengelernt haben, an der Konferenz in New Orleans, LA teil.
Jeb Bruneau, Manager im Bereich Geschäftsentwicklung bei Advantous Consulting LLC, verschaffte den Teilnehmern zum Auftakt einen Überblick über die politische Landschaft Louisianas. Der Staat sei lange Zeit vorwiegend demokratisch geprägt gewesen. Trotz eines republikanischen Gouverneurs sei es einer der weniger konservativen Südstaaten. Der Hurrikan Katrina habe Louisiana nicht nur demografisch, sondern auch politisch verändert. Lebhaft wurde die gegenwärtige politische Situation in den USA und der Präsidentschaftswahlkampf diskutiert. Im Mittelpunkt stand außerdem die im vergangenen Jahr geführte Haushaltsdebatte in den USA.
Greg Fergus, ehemaliger Wahlkampfmanager der liberalen Partei Kanadas, befasste sich in seiner Präsentation mit dem kanadischen Regierungssystem und referierte über die Unterhauswahlen, die im Jahr 2011 in seinem Heimatland stattfanden. Die Liberale Partei Kanadas sei geschwächt aus den Wahlen hervorgegangen, aber sehe einen neuen Hoffnungsträger in Bob Rae, dem derzeitigen Vorsitzenden der Liberalen Partei.
Unter der Überschrift „George Washington, Friedrich der Große, König von Preußen, und die Grundwerte einer Demokratie“ stellte Manfred Richter, Schatzmeister und Mitglied des Vorstandes der Friedrich-Naumann-Stiftung, einen Vergleich zwischen dem König von Preußen und dessen Bewunderer Washington an. Beide Staatsmänner hätten versucht, das Licht der Aufklärung in die Politik zu bringen: In Preußen mit der Aufklärung ‚von oben’ und einer Aufklärung ‚von unten’ in den Vereinigten Staaten von Amerika.
Selbst für die amerikanischen Zuhörer überraschend war Manfred Richters Hinweis, es habe ernsthafte Überlegungen gegeben, Prinz Heinrich, den Bruder Friedrichs des Großen, zum König der Vereinigten Staaten von Amerika zu ernennen und eine parlamentarische Monarchie in Amerika aufzubauen. Der preußische Prinz habe das Vorhaben aber für unrealistisch gehalten und war davon überzeugt gewesen, dass diese Entscheidung nicht im Sinne der amerikanischen Bürger gewesen wäre.
Roland Werner, Staatssekretär im sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr und Deutschlandradio-Redakteur Dr. Marcus Pindur erläuterten die politische Situation in Deutschland, die Herausforderungen mit denen die schwarz-gelbe Regierungskoalition in den letzten drei Jahren zu kämpfen hatte und beleuchteten Regierungsentscheidungen, die in Folge der Eurokrise getroffen wurden. Außerdem verschafften sie den Teilnehmenden einen Überblick über Umfragewerte in Deutschland bezüglich anstehender Landtagswahlen.
Darüber hinaus referierten die deutschen Teilnehmer über die Ursachen und den Verlauf der Staatsschuldenkrise im Euroraum. Pindur betonte, dass das wirtschaftliche Wohlergehen Europas aufgrund der Größe und Wichtigkeit des Binnenmarktes, von entscheidender Bedeutung für den Rest der Welt sei. Werner hob hervor, dass man die Krise als Teil des Integrationsprozesses verstehen müsse; man sollte sie nutzen, um geschwächte Länder zu reformieren.
Heiko Thoms, Büroleiter von Bundesaußenminister Guido Westerwelle, erörterte in seiner Grundsatzrede die Herausforderungen und Möglichkeiten der deutschen Außenpolitik. Die Welt befände sich in einem Transformationsprozess, in dem Deutschland eine aktive und signifikante Rolle spiele. Im Zuge der Globalisierung hätten sich die weltweiten Machtverhältnisse verschoben. Auf europäischer Ebene habe vor allem die Schuldenkrise den Blickwinkel auf die EU verändert. Um mit dem Wandel Schritt halten zu können, sei es deshalb für Deutschland und für die EU von enormer Wichtigkeit neuen Partnerschaften offen gegenüberzustehen und alte, insbesondere die transatlantische Partnerschaft, zu pflegen.