Ende Juli 2012 reiste Staatsminister Michael Link MdB zu politischen Gesprächen in die US-Hauptstadt. Bei seinem Vortrag vor den Gästen der Friedrich-Naumann-Stiftung in Washington, DC beleuchtete er die europapolitische Strategie der deutschen Bundesregierung vor dem Hintergrund der Staatsschuldenkrise in Europa. Die Strategie bestehe aus drei miteinander verbundenen Elementen: Solidarität mit den Partnerländern, finanzielle Stabilität und nachhaltiges Wachstum.
Um Europa wieder auf einen nachhaltigen Wachstumskurs zu bringen, müssten die tiefliegenden Ursachen der Krise bewältigt werden: überhöhte private und öffentliche Schulden in einigen Euro-Staaten; wirtschaftliche Ungleichgewichte infolge wachsender Unterschiede in der Wettbewerbsfähigkeit, sowie Mängel in der Struktur der Wirtschafts- und Währungsunion.
Den Vorwurf, dass die deutsche Euro-Politik das Schwergewicht einseitig auf Sparmaß-nahmen (‚Austerität’) lege und nicht genug Solidarität mit den Krisenländern zeige, wies Staatsminister Link zurück: Deutschland garantiere 285 Milliarden Euro für die Europäische Finanzstabilisierungsfazilität (ESFS) und den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM).
Um Fortschritte bei der finanziellen Konsolidierung der Staatshaushalte zu erreichen, wurde im März der Europäische Fiskalpakt beschlossen. Der Vertrag sehe die verstärkte Zusammenarbeit von Euro-Staaten im Bereich der Fiskalpolitik vor. Unter anderem enthalte er die Verpflichtung der Unterzeichnerstaaten, eine Schuldenbremse für die öffentlichen Haushalte einzuführen. Link wies darauf hin, dass die Durchsetzung einer Schuldenbremse in Deutschland mehrere Jahre gedauert habe; auch in anderen Ländern werde deshalb ein langer Atem nötig sein.
Staatsminister Michael Link unterstrich, dass Solidarität und Hilfe Hand in Hand mit finanzieller Konsolidierung und Förderung nachhaltigen Wachstums gehen müssten. Budgetkürzungen allein seien keine Lösung. Notwendig seien strukturelle Reformen, die neues und nachhaltiges Wachstum schaffen. Leitmotiv müsse die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit sein. Dazu gehören z. B. Verbesserungen im Ausbildungssystem, eine effizientere öffentliche Verwaltung, Reformen des Arbeitsmarkts und insgesamt günstigere Voraussetzungen für Innovationen und private Investitionen. Link bezeichnete diese Zielsetzung als „smart growth“ Eine Reihe von EU-Ländern verfolge diesen Weg bereits.
Abschließend hielt Staatsminister Link fest: Um die Krise zu bewältigen, „sei strategische und taktische Geduld nötig.“ Dafür wiederum sei es notwendig, ein Bild für die Zukunft Europas zu entwerfen. Link betonte eindringlich: „Die Antwort auf die Krise muss mehr Europa sein, nicht weniger. Für Deutschland gibt es keine gute Zukunft ohne eine gute europäische Zukunft. Deutschland ist und bleibt der europäischen Einheit tief und fest verpflichtet.“ (FNS 31. 7. 2012)