
Am 2. Februar fiel in Iowa der Startschuss für die Vorwahlsaison in den USA. Das Wahlergebnis sorgte für einige Überraschungen, ist aber nicht repräsentativ für den restlichen Wahlverlauf. Bis zu den Nominierungsparteitagen im Sommer, auf denen die offiziellen Präsidentschaftskandidaten der republikanischen und demokratischen Partei gekürt werden, kann sich noch vieles ändern.
Als nächstes wird am 9. Februar in New Hampshire gewählt. In New Hampshire führt Donald Trump das republikanische Feld mit einem Vorsprung von 17 Prozentpunkten an. Marco Rubio steht im Moment an zweiter Stelle. Im Gegensatz zu Iowa tendiert die republikanische Wählerschaft in New Hampshire dazu, moderate Kandidaten zu bevorzugen. Dies liegt in dem Umstand begründet, dass viele Wähler in New Hampshire unabhängig sind und sich keiner Partei zugehörig fühlen. Und da es sich in New Hampshire um eine offene Primary, und nicht etwa um einen Caucus handelt, können auch Nicht-Parteimitglieder ihre Stimme abgeben. Auf demokratischer Seite führt Bernie Sanders mit fast 13 Prozent. Für Sanders Wahlkampfteam ist der Staat in Neuengland ein ,must win-state‘.
Bei den Themen, die die Bürgerinnen und Bürger von New Hampshire bewegen, steht der drastische Anstieg von Opiatkonsumenten und -abhängigen ganz oben auf der Liste. Ansonsten legen die Wähler New Hampshires mehr Wert auf wirtschaftliche Themen und Belange der nationalen Sicherheit. Die sogenannten ‚social issues‘, also gesellschaftliche und soziale Themen, spielen keine bedeutende Rolle.
Welche Kandidaten gestärkt aus den Vorwahlen in Iowa hervorgingen und was wir in New Hampshire erwarten können, erläutert US-Experte Claus Gramckow.
Wie ist die Stimmung nach dem Iowa Caucus? Welche Wahlergebnisse waren am überraschendsten? Welche Kandidaten haben vom Iowa Caucus am meisten profitiert?

Auf republikanischer Seite war die größte Überraschung, dass Donald Trump hinter Ted Cruz nur das zweitbeste Ergebnis erzielte. Auch Senator Marco Rubio, der auf Platz drei landete, sorgte für Überraschungen. Die Wahlergebnisse haben wieder einmal gezeigt, dass man den Iowa Caucus mit einer starken Organisation der Basis und einem Wahlkampf, der nah am Bürger geführt wird, gewinnt. Und nicht mit kostenspieligen Fernsehwerbungen bzw. Großveranstaltungen. Trump hat die Organisation vor Ort in Iowa offensichtlich unterschätzt. Auch die Unterstützung der wertkonservativen Wähler, die dem Milliardär wohl nicht zutrauen, ihre Anliegen umzusetzen, hat Trump gefehlt. Der eigentliche Gewinner der Caucus-Nacht war der kubanischstämmige Marco Rubio. Mit Ruibios starkem drittem Platz hatte niemand gerechnet. Dem jüngsten Präsidentschaftskandidaten wurde mit Iowa ein starker Schub beschert. Dieses Momentum wird ihm im weiteren Verlauf der Vorwahlen zugutekommen.
Auf demokratischer Seite war es für Hillary Clinton von entscheidender Bedeutung nicht zu verlieren, sondern, egal wie knapp, zu gewinnen. Das ist ihr auch gelungen. Clinton erreichte 49.9 Prozent, ihr Gegenkandidat Bernie Sanders lag mit 49.6 Prozent knapp dahinter. Der Wahlausgang bei den Demokraten zeigt, dass Sanders, im Gegensatz zu Clinton, wesentlich stärkere Unterstützung von den jungen Wählern erhält. Für Clinton kann das auf lange Sicht zum Problem werden. Denn die Stimmen der jungen Wähler und Erstwähler sind für den Hauptwahlkampf entscheidend.
Der Startschuss in Iowa ist gefallen und die nächste Vorwahl steht bereits vor der Tür. Was können wir von den Primaries in New Hampshire erwarten?
Im Moment liegt Trump in den Umfragen noch vor seinen Mitstreitern. Jedoch sagt das wenig darüber aus, was am Dienstagabend wirklich passieren wird. Man kann davon ausgehen, dass sich der Großteil der Wähler in New Hampshire erst im letzten Moment entscheiden wird. Den Establishment-Kandidaten Marco Rubio, Jeb Bush, Chris Christie und John Kasich, die momentan alle mindestens 17 Prozentpunkte hinter Trump liegen, könnte das helfen. Auch wird sich zeigen, ob Trump seine starken Umfragewerte in die Realität umsetzten kann. In Iowa ist ihm das nicht gelungen. Für Senator Cruz, dem Sieger des Iowa Caucus, ist New Hampshire ein schweres Wählerterrain. Die Wählerstruktur ist eher moderat und nicht so konservativ wie die In Iowa.
Bei den Demokraten gilt Bernie Sanders als Lokalmatador, da er den Nachbarstaat Vermont im US-Senat vertritt. Ein knapper Sieg oder eine Niederlage könnte das frühe Aus für Sanders Kampagne bedeuten. Daher muss er die Wähler unbedingt überzeugen.
Vor den Wahlen ist nach den Wahlen. Unabhängig vom Ausgang der Wahl, wie geht es nach New Hampshire weiter?
Nach den Primaries in New Hampshire werden weitere republikanische Kandidaten das Ende ihrer Kandidatur verkünden. Die Republikaner Rand Paul, Rick Santorum und Mike Huckabee und der Demokrat Martin O’Malley haben ihre Kandidatur bereits nach Iowa zurückgezogen. Wahrscheinlich werden zwei bis drei Kandidaten ihren Wahlkampf einstellen. Damit wird es nach New Hampshire deutlicher, welche Bewerber ernsthaft weiter um die republikanische Präsidentschaftsnominierung kämpfen werden.

Auf demokratischer Seite wird sich nach New Hampshire zeigen, ob Hillary Clinton weiter um ihre Kandidatur kämpfen muss oder ob es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis sie genügend Delegierte für den Nominierungsparteitag gesammelt hat.
Claus Gramckow, Repräsentant USA & Kanada, Transatlantisches Dialogprogramm, Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit