Bereits vor dem Super Tuesday hatte die republikanische Parteiführung wegen des Vorsprungs von Donald Trump bei den Vorwahlen ziemliche Kopfschmerzen. Mit den Wahlergebnissen des Super Tuesday haben sich diese Kopfschmerzen zu einer starken Migräne entwickelt. Die Frage, die sich alle nach dem “Super Trump Day” stellen, lautet: Kann Donald Trump noch gestoppt werden?

Die Antwort ist ein klassisches „JEIN“. Zunächst muss beachtet werden, worum es bei den Vorwahlen eigentlich geht, und zwar um die Wahl von Delegierten für den Nominierungsparteitag, der im Juli in Cleveland stattfindet. Um auf diesem Parteitag auf das Schild des Präsidentschaftskandidaten der Partei gehoben zu werden, braucht ein republikanischer Kandidat mindestens 1237 Delegiertenstimmen im ersten Wahlgang. Diese Delegierten werden durch die Vorwahlen fest an die Kandidaten gebunden. Sollte es jedoch zu einem zweiten Wahlgang kommen, sind die Delegierten nicht mehr an „ihren“ jeweiligen Kandidaten gebunden.
Momentan sind alle republikanischen Kandidaten, die noch im Rennen sind, weit von den 1237 Delegiertenstimmen entfernt. Trump hat nach Dienstag 316, Cruz 226, Rubio 110, Kasich 25 und Carson acht Delegiertenstimmen. Bis Mitte März werden alle Delegierten proportional den einzelnen Kandidaten zugeordnet. Am 15. März ändert sich das Auswahlverfahren drastisch. Ab dann gilt das „Winner-Takes-It-All-Prinzip“, d.h. derjenige Kandidat, der die Vorwahl im jeweiligen Bundesstaat gewinnt, bekommt alle zu vergebenden Delegiertenstimmen. Für den siegreichen Kandidaten in Florida würde das bspw. heißen, dass er, selbst wenn er nur mit einer Stimme Vorsprung gewinnt, alle 99 Delegierten auf seinem Konto verbuchen kann. Um die Trump-Dampfwalze zu stoppen, ist es also entscheidend, dass sich ein ernsthafter Gegenkandidat aus dem Feld der republikanischen Bewerber herausbildet, der die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen kann.
Bisher hat Donald Trump in kaum einer Vorwahl mehr als 50% der republikanischen Stimmen gewonnen. Und das wird sich wohl auch in Zukunft nicht wesentlich ändern. Deshalb wäre es genau jetzt an der Zeit, sich auf einen Gegenkandidaten zu Trump zu einigen.
Jedoch haben die drei Kandidaten, die momentan hinter Trump liegen – Cruz, Rubio und Kasich –, bereits deutlich gemacht, dass sie weiterhin im Rennen verbleiben möchten. Bei dieser Konstellation ist damit zu rechnen, dass Trump weiterhin die einfache Mehrheit im gespaltenen Feld gewinnt. Denn die Anhänger der Trump-Bewegung, die sich aus „Wutbürgern“, Globalisierungsverlierern und Ungebildeten zusammensetzen, werden auch weiterhin für Trump stimmen – ganz egal, was das von ihnen als korrupt angesehene republikanische Establishment über ihren Kandidaten behauptet.
Die letzte Hoffnung wäre es, wenn keiner der Kandidaten auf dem republikanischen Parteitag die nötigen 1237 Delegiertenstimmen im ersten Wahlgang erhält. Dann hätten wir es erstmals seit über sechzig Jahren mit einer echten „Brokered Convention“ zu tun. Hierbei kann zum Beispiel ein Kandidat gekürt werden, der überhaupt nicht im Vorwahlkampf kandidiert hat. Doch eines ist sicher: Wenn Trump mit der Mehrheit der Delegierten zum Parteitag kommt und dieser ihm trotzdem die Nominierung verweigert, wird er als unabhängiger Kandidat zur Präsidentschaftswahl antreten. Bis dahin ist es allerdings noch ein langer Weg, und das Potenzial ist hoch, dass die Migräne der Parteiführung noch stärker wird.
Ach ja, da sind ja auch noch die Demokraten! Hier hat sich Hillary Clinton ihre Nominierung so gut wie gesichert. Sie hat sich bereits 1057 der bei den Demokraten nötigen 2382 Delegierten gesichert, während Bernie Sanders nur 427 Delegierte gewinnen konnte.
Im Moment deuten Meinungsumfragen darauf hin, dass sie Trump mit 20% Vorsprung bei den Präsidentschaftswahlen im November schlagen kann. Ob die aktuellen Umfragewerte jedoch anhalten, kann niemand vorhersehen. Oder hätten wir uns vor neun Monaten vorstellen können, dass Donald Trump nach dem Super Tuesday das Feld der republikanischen Kandidaten anführt? Also, „stay tuned!“, die Vorwahlen sind noch nicht gelaufen und es bleibt weiterhin spannend!
Claus Gramckow ist Repräsentant der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit für die USA und Kanada, Transatlantisches Dialogprogramm.