Dossier US-Wahlen: Die Trump-Dampfwalze rollt weiter – Letzte Hoffnung Indiana?

flickr by Michael Vadon
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Eines hat die jüngste Serie an Vorwahlen in mehreren Ostküstenstaaten gezeigt: Die Trump-Wahlkampfmaschine ist kaum noch aufzuhalten. Die Vorwahlen in Indiana, die in der kommenden Woche anstehen, bieten Ted Cruz und der Gegenbewegung zu Trump die allerletzte Möglichkeit, den Milliardär auf seinem Weg zur republikanischen Präsidentschaftskandidatur noch aufzuhalten.

Die Vorwahlen in Connecticut, Delaware, Maryland, Pennsylvania und Rhode Island verliefen wie erwartet und von Umfragen vorhergesagt: Donald Trump gewann in fünf von fünf, Hillary Clinton in vier von fünf Bundesstaaten. Trump hatte ein Heimspiel in allen fünf Staaten, denn die Wählerschaft im Nordosten der USA ist weniger konservativ als in anderen Regionen des Landes.

Für die „Verlierertruppe“ rund um Ted Cruz und John Kasich ist es von nun an eine mathematische Frage, ob es ihnen gelingen wird, Trump unterhalb der magischen Nummer von 1237 Delegierten im ersten Wahlgang auf dem Nominierungsparteitag im Juni zu halten. Ein Blick auf die Daten zur Verteilung der Delegierten zeigt, dass es noch eine Chance gibt, Trump unter dieser Schwelle zu halten. Doch es geht um mehr als nur die bloße Anzahl von Delegierten. Nach den Vorwahlen in New York, bei denen Trump über 60 Prozent der Wählerstimmen kassierte, mussten viele Republikaner zugeben, dass es von Wahl zu Wahl schwieriger wird, die Trump-Dampfwalze bei den letzten zehn Vorwahlen noch zu stoppen.

Der letzte Ausweg: Schulterschluss von Cruz und Kasich

Die anstehende Vorwahl in Indiana bietet eine vage Gelegenheit, Trump zu schlagen und seinen Erfolgszug zu entschleunigen. Da in Indiana die Wählerschaft wesentlich wertkonservativer ist, besitzt Ted Cruz also tatsächlich eine reelle Chance. Allerdings nur, wenn gleichzeitig John Kasich auf einen aktiven Wahlkampf verzichtet. Eine informelle Absprache zwischen dem ultrakonservativen Cruz und dem moderaten Kasich gibt es bereits. In Indiana macht Kasich nun den Weg frei für Cruz, während Cruz seinem vormaligen Kontrahenten das Feld in New Mexiko und Oregon überlässt. In diesen Staaten werden die Wähler moderater eingeschätzt und Kasich daher bessere Chancen eingeräumt.

Politische Beobachter unterstreichen, dass die Absprache der Anti-Trump-Kandidaten einige Monate und Millionen von Wählerstimmen zu spät komme. Meinungsumfragen im Rahmen der Vorwahlen zeigen, dass der Wille der republikanischen Wähler, die Nominierung Trumps zu verhindern, nicht so groß ist, wie es die Gegenkandidaten Cruz und Kasich proklamieren. Die republikanische Parteiführung steht nun vor der Entscheidung, ihrem klar führenden Kandidaten die Nominierung zu verweigern und damit zu riskieren, Trump-Unterstützer zu verprellen, oder mit einem unberechenbaren und bei der wichtigen Gruppe der Wechselwähler hochgradig unbeliebten Kandidaten in den Präsidentschaftswahlkampf zu starten. Dieser Frage muss sich die Republikanische Partei in den nächsten Wochen stellen.

Auf demokratischer Seite ist Hillary Clintons Nominierung so gut wie sicher. Die 68-Jährige kann sich bereits jetzt auf den Hauptwahlkampf vorbereiten, unabhängig davon, wer ihr Gegenkandidat sein wird.

Claus Gramckow, Repräsentant USA und Kanada, Transatlantisches Dialogprogramm, Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit