„Lichter im Dunkel“ bei den Demokraten: Nach den verlorenen Wahlen zeigen Demokratinnen mit Migrationsgeschichte im amerikanischen Kongress Flagge

Für progressive Amerikanerinnen und Amerikaner sitzt der Wahlschock von vergangener Woche noch tief. Trump verbinden sie mit Rückschritt statt Fortschritt; mit Isolationismus statt Weltoffenheit; mit Einfalt statt Vielfalt. Doch es gibt Grund zur Hoffnung: Am Wahlabend gab es einige Demokratinnen, die Geschichte geschrieben haben. Diese Frauen stehen für Fortschritt, Weltoffenheit und Vielfalt und machen den Kongress ab 2017 so divers wie nie zuvor.

Kamala Harris, Kalifornien: Mögliche Kandidatin für 2020?

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Kamala Harris (flickr by insapphowetrust)

Kamala Harris ist die Tochter eines jamaikanischen Professors und einer indischstämmigen Ärztin. Seit 2011 ist sie Justizministerin von Kalifornien und war zuvor Bezirksstaatsanwältin in San Franzisko. Die 52-Jährige ist die zweite afroamerikanische und die erste amerikanisch-indische Frau, die in den Senat zieht. Harris will sich als Senatorin vor allem für Einwanderer einsetzen: „Ich werde für einen Bundesstaat kämpfen, der die höchste Anzahl an Einwanderern mit und ohne Aufenthaltsgenehmigung im ganzen Land hat und ich werde alles daran setzen, ihnen Gerechtigkeit, Würde und Fairness widerfahren zu lassen.“ Kamala Harris wird oft mit Barack Obama verglichen und schon jetzt wird spekuliert, dass sie bei den nächsten Präsidentschaftswahlen in vier Jahren für die Demokratische Partei antreten könnte.

Catherine Cortez Masto, Nevada: Erste Latina im Senat

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Catherine Cortez (Wikimedia commons by US State Department)

Mit Catherine Cortez Masto, die von 2007 bis 2015 Justizministerin von Nevada war, zieht die erste hispanische Frau in den Senat. Cortez Masto ist außerdem die erste Frau, die den Bundesstaat Nevada im Senat vertritt. Die Enkelin mexikanischer Einwanderer hat ihren Kontrahenten, den republikanischen Joe Heck, in einem Kopf-an-Kopf-Rennen geschlagen. Die 52-Jährige wird ab Januar 2017 den langjährigen demokratischen Senator Harry Reid ablösen. Als Senatorin will sich Cortez Masto für Lohngerechtigkeit, Elternzeit und die Reform des Einwanderungsgesetzes starkmachen. In Bezug auf Trumps Wahlsieg erklärte sie: „Eins verspreche ich euch: Ich werde ein verdammt gutes Gegengewicht [‚check and balance‘] für ihn sein.“

Tammy Duckworth, Illinois: Verwundete Irak-Veteranin

U.S. Congresswoman Tammy Duckworth (D.-Ill.) is the keynote speaker at the 2013 U.S. Department of Agriculture (USDA), Veterans’ Day Observance, whose theme is “VALOR, COURAGE, SACRIFICE – HONORING ALL WHO SERVED,” in Washington, DC, on Wednesday, November 20, 2013. Congresswoman Tammy Duckworth is an Iraq War Veteran and former Assistant Secretary of Veterans Affairs. In 2004, Duckworth was deployed to Iraq as a Blackhawk helicopter pilot for the Illinois Army National Guard. She was one of the first Army women to fly combat missions during Operation Iraqi Freedom until her Blackhawk helicopter was hit by an RPG on November 12, 2004. Duckworth lost her legs and partial use of her right arm in the explosion and was awarded a Purple Heart for her combat injuries. Duckworth declined a military medical retirement and continues to drill as a Lieutenant Colonel in the Illinois Army National Guard. USDA photo by Lance Cheung.
Tammy Duckworth (flickr by US Department of Agriculture)

Die 48-Jährige Tammy Duckworth vertritt seit 2013 den Bundesstaat Illinois im US-Repräsentantenhaus. Sie war die erste asiatisch-amerikanische Frau, die für Illinois ins Repräsentantenhaus gezogen ist, die erste Frau mit Behinderung im Repräsentantenhaus und die erste Kongressabgeordnete, die in Thailand geboren wurde. Jetzt ist Duckworth die zweite asiatisch-amerikanische Frau und die erste Kriegsveteranin, die es in den Senat geschafft hat. Im Jahr 2004 war sie als Hubschrauberpilotin im Irakkrieg im Einsatz, bei dem sie beide Beine verlor. Ihren Lebensmut will sie für ihre Arbeit im Senat nutzen: „Ich werde im Senat arbeiten, um die Aufopferung und stille Würde der Bürgerinnen und Bürger von Illinois, die selber vor großen Herausforderungen stehen, zu ehren. […] Schließlich hat mich dieses Land auch nicht verloren gegeben, als ich verletzlich war und Hilfe brauchte.“

Stephanie Murphy, Florida: Politikneuling mit Unternehmergeist

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Stephanie Murphy (Office of Stephanie Murphy)

Die 37-Jährige Stephanie Murphy ist die erste vietnamesischstämmige Amerikanerin, die ins Repräsentantenhaus gewählt wurde. Sie war gerade ein Jahr alt, als ihre Eltern aus dem kommunistischen Vietnam flüchteten. Murphy hat ihren republikanischen Kontrahenten John Mica, der schon seit 27 Jahren dem Repräsentantenhaus angehört, in einem sehr engen und kostspieligen Wahlkampf ausgestochen. Die Demokratin hat sich nach dem Attentat in Orlando, bei dem 50 Menschen starben, dazu entschieden, bei der Wahl anzutreten. Nach den Anschlägen vom 11. September hat sie für einige Zeit für den damaligen Verteidigungsminister Leon Panetta gearbeitet. Ansonsten ist sie politisch ein unbeschriebenes Blatt. Der jungen Mutter und Entrepreneurin liegt es besonders am Herzen, Frauen bei der Gründung eigener Unternehmen zu helfen.

Ilhan Omar, Minnesota: Vom Flüchtlingslager ins Kapitol

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Ilhan Omar (Wikimedia commons by Lorie Shaull)

Die 34-Jährige Ilhan Omar wurde in Somalia geboren, flüchtete 1991 mir ihrer Familie vor dem Bürgerkrieg und verbrachte vier Jahre in einem Flüchtlingslager in Kenia, bevor sie in die USA einwanderte. Omar ist die erste somalisch-amerikanische Muslimin, die ins Repräsentantenhaus gewählt wurde. Als Leiterin des Women Organizing Women Networks, unterstützt sie weibliche Einwanderer dabei, leitende Ämter in Gemeinden zu übernehmen. In ihrer Siegesrede versprühte sie Optimismus: „Ich freue mich darüber, unsere progressiven Werte zu vertreten und vor Ort im Kapitol die unterschiedlichen Bürgerinnen und Bürger meines Wahldistriktes vertreten zu dürfen.“

Pramila Jayapal, Washington: Erste Abgeordnete aus Südasien

Senator Pramila Jayapal
Pramila Jayapal (flickr by Ronald Woan)

Die 51-Jährige Pramila Jayapal ist in Indien geboren und zog mit 16 Jahren in die USA, um dort zu studieren. Sie ist die erste indische Frau, die ins Repräsentantenhaus einzieht. Seit 2015 sitzt Jayapal im Senat des Bundesstaats Washington und macht sich für Bürgerrechte und die Rechte von Einwanderern stark. Jayapal setzte sich gegen den Demokraten Brady Walkinshaw in einem der liberalsten Wahldistrikte der USA durch. Ihren Sieg nannte sie selber „ein Licht im Dunkel“: „Von nun an müssen wir uns stärker denn je für soziale Gerechtigkeit einsetzen.“

Iris Froeba arbeitet als Policy Analyst and Media Officer im Transatlantischen Dialogprogramm der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit mit Sitz in Washington.