Am 20. Januar wird Donald Trump offiziell als 45. Präsident ins Weiße Haus einziehen. Damit gehen acht Jahre Barack Obama zu Ende. Trump trifft auf ein anderes Amerika als Obama in 2008. Die Vereinigten Staaten haben sich während seiner Amtszeit auf demografischer, gesellschaftlicher und technologischer Ebene deutlich verändert. Eine aktuelle Studie des renommierten „Pew Research Institutes“ gewährt einen Einblick in die Entwicklungen der letzten Jahre.

Der demografische Wandel hat das Gesicht Amerikas in den vergangenen acht Jahren verändert. Die „Millennials“ haben die „Baby Boomer“ überholt und stellen nun den größten Anteil der Bevölkerung. Mittlerweile gibt es unter den „Millennials“ genauso viele Wahlberechtigte wie unter den „Baby Boomern“. Im Jahr 2008 waren rund 40 Prozent der „Millennials“ wahlberechtigt, heute liegt der Wert bei über 69 Prozent.
Die Vereinigten Staaten werden außerdem immer bunter. 2013 gehörte erstmalig die Mehrheit der neugeborenen Babys einer ethnischen Bevölkerungsgruppe an. Noch nie war die amerikanische Wählerschaft so ethnisch divers wie bei den Präsidentschaftswahlen im November 2016. Fast jeder dritte Wähler hatte einen hispanischen, afroamerikanischen, asiatischen Hintergrund oder gehörte einer anderen ethnischen Minderheit an. Gerade der starke Zuwachs an hispanischen Wahlberechtigten hat zum Wandel der Wählerschaft beigetragen. Der Anteil der „Hispanics“ an der amerikanischen Wählerschaft war zum ersten Mal genauso groß wie der Anteil der Afroamerikaner.
Religion spielt nach wie vor eine sehr wichtige Rolle im Leben der Amerikaner. Doch immer mehr Bürger geben an, sich als Atheisten oder Agnostiker zu identifizieren oder keiner bestimmten Religion anzugehören. In den vergangenen acht Jahren ist der Anteil der Amerikaner, die sich keiner Religion zugehörig fühlen, von 16 auf 23 Prozent gestiegen. Unter den „Millennials“ ist dieser Wert mit 35 Prozent am höchsten. Der Anteil der erwachsenen Bevölkerung, die sich als Christen identifizieren, ist von 78 auf 71 Prozent gefallen, während der Anteil der evangelikalen Protestanten gleich geblieben ist.
Der demografische Wandel in den USA hat sich sowohl auf die Demokraten als auch die Republikaner ausgewirkt, jedoch auf unterschiedliche Weise. Während sich die demokratische Wählerschaft im Vergleich zum Rest des Landes schneller verändert – sie wird diverser, weniger religiös und besser ausgebildet – altert die republikanische Wählerschaft schneller als der Rest des Landes.
Die Vereinigten Staaten von Amerika: So gespalten wie nie zuvor

Donald Trump polarisiert wie kein anderer Präsident je zuvor. Er spaltet eine Nation, die ohnehin schon zerrissen war, und das lange bevor er verkündete, für das Präsidentenamt zu kandidieren. Die Kluft zwischen Demokraten und Republikanern ist in den vergangenen sechs Dekaden immer größer geworden. Parteipolitische Trennlinien werden besonders deutlich, wenn es um die Bewertung der Arbeit des Präsidenten geht: Während 81 Prozent der Demokraten mit Obamas Arbeit in den vergangenen acht Jahren zufrieden waren, lag dieser Wert unter Republikanern gerade einmal bei 14 Prozent.
Der Unterschied zwischen Demokraten und Republikanern tritt zudem deutlich zu Tage, wenn man sich gesellschaftspolitische Themen und die jeweiligen Einstellungen der beiden großen Parteien ansieht. Dazu gehört u. a. das Thema Einwanderung. Zwischen 1994 und 2005 waren die Positionen beider Parteien zu diesem Thema noch relativ im Einklang. Seit 2006 gehen die Haltungen jedoch immer weiter auseinander. Gegenwärtig sind Demokraten mehr als doppelt so häufig der Meinung, dass Einwanderer das Land stärker machen, wie Republikaner, die weniger Einwanderung fordern.
Auch hinsichtlich der Waffengesetze sind Demokraten und Republikaner im ganzen Land gespalten, und das mit zunehmender Tendenz: 2008 gaben knapp über 50 Prozent der Republikaner an, dass es wichtig sei, das Recht auf Waffenbesitz zu schützen. Heute sind 81 Prozent der Republikaner dieser Meinung. Bei den Demokraten schwankte der Wert über die vergangenen acht Jahre zwischen 25 und 30 Prozent. Darüber hinaus scheinen die Anhänger beider Parteien bei den Themen Abtreibung, gleichgeschlechtliche Ehe und Klimawandel auf keinen gemeinsamen Nenner zu kommen. Barack Obama hat immer wieder dafür geworben, das Land zu vereinen. Die Ergebnisse der jüngsten Präsidentschaftswahl zeigen jedoch, dass die USA so gespalten sind wie nie zuvor. Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Trend unter Trump noch verschärfen wird.

Die letzten Jahre haben außerdem gezeigt, dass die USA das Problem der Rassenungleichheit immer noch nicht hinter sich gelassen haben. Die Hoffnung war groß, dass Barack Obama, als erster schwarzer Präsident der USA, die Rassenschranken überwindet. Doch die Entstehung der „Black Lives Matter“-Bewegung und die gewaltsamen Unruhen in amerikanischen Städten wie Ferguson und Dallas verdeutlichen die Spannung zwischen Polizei und Bürgerbewegungen und die Spaltung der US-Gesellschaft.
Die Vereinigten Staaten und der Rest der Welt
Mit der Wahl Barack Obamas verbesserte sich das Ansehen der USA in der Welt generell. Seine hoffnungsfrohe Rhetorik traf den Nerv derer, die von der interventionistischen Außenpolitik George W. Bushs bitter enttäuscht waren. In Deutschland stieg das Vertrauen in den US-Präsidenten von ca. 15 Prozent im Jahr 2008 (also zum Ende der Amtszeit von George W. Bush) auf 86 Prozent im Jahr 2016. Frankreich, das Vereinigte Königreich, Spanien und Polen verzeichneten ähnlich große Sprünge. Doch die USA konnten nicht bei allen auf der Beliebtheitsskala punkten. In Russland erlitten die Vereinigten Staaten während Obamas zweiter Amtszeit einen signifikanten Ansehensverlust und auch in vielen muslimischen Ländern konnte der US-Präsident das Image des Landes nicht wesentlich aufpolieren.

Im Bezug auf das internationale Engagement der USA wurden die Amerikaner über die Jahre immer skeptischer. So ist die Mehrheit der Befragten der Überzeugung, dass sich die Vereinigten Staaten vorrangig um ihre eigenen Probleme kümmern und sich weniger in die Angelegenheiten anderer Länder einmischen sollten. Beim Thema internationaler Handel macht sich ähnliche Ernüchterung breit. Kurz vor der Wahl im vergangenen Jahr gab fast die Hälfte der Befragten an, internationale Handelsabkommen seien schlecht für die USA. Gerade Republikaner stehen Handelsabkommen immer skeptischer gegenüber, was Donald Trump im Wahlkampf zugutekam, der sich ganz klar gegen internationale Handelsverträge positionierte.
Neue Medien, neue Herausforderungen
Die Zunahme digitaler Technologien und Social Media-Kanäle hat die Medienlandschaft in den USA im Laufe der vergangenen acht Jahre aufgewirbelt. Zwar waren die Neuen Medien bereits ein wichtiger Bestandteil von Obamas Wahlkampf in 2008, doch nur knapp 30 Prozent der erwachsenen Amerikaner nutzten damals Social Media-Plattformen. Mit dem Erfolg von Facebook, Twitter oder Instagram stieg die Nutzung der Sozialen Medien im Jahr 2015 auf 76 Prozent unter den Erwachsenen.
Im Wahlkampfjahr 2016 bezogen sechs von zehn erwachsenen Amerikanern ihre Nachrichten über Social Media-Kanäle. Junge Erwachsene zwischen 18 und 29 gaben mehrheitlich an, dass sie Social Media-Plattformen am hilfreichsten fänden, um sich über die Präsidentschaftswahlen zu informieren. Trump hat diesen Trend für sich ausgespielt. Er nutzt Twitter, um sich mit Unterstützern auszutauschen, Gegner anzugreifen und in Echtzeit Stellung zu beziehen. Zu den Print- und TV-Medien hat Trump hingegen ein angespanntes Verhältnis. Pressekonferenzen sind für ihn „einfach nur lästig“, wie er verlauten ließ. Der ehemalige Reality-TV-Star beherrscht das Spiel mit den Medien wie kein anderer. Und so will er auch demnächst vom Weißen Haus aus neue Grenzen in der Beziehung zwischen US-Präsident und den Medien setzen.
Der technologische Wandel wird auch in den kommenden Jahren voranschreiten und die Art und Weise, wie wir kommunizieren, verändern. Mit dem technologischen Fortschritt gehen aber auch immer Herausforderungen einher, die auch schon im vergangenen Präsidentschaftswahlkampf präsent waren – wie etwa Falschmeldungen und Cyber-Angriffe – und für die es sich zu wappnen gilt.
Iris Froeba ist Policy Analyst und Media Officer im Transatlantischen Dialogprogramm der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit mit Sitz in Washington, DC.