
Nach wochenlangen Verhandlungen konnten sich Demokraten und Republikaner im Kongress auf ein Haushaltsgesetz einigen und damit die drohende Zahlungsunfähigkeit der Regierung verhindern. Wegen Unstimmigkeiten zwischen den Parteien konnte die ursprüngliche Frist Ende April zunächst nicht eingehalten werden. Mit einer Überbrückungsmaßnahme wurde der gefürchtete „Government Shutdown“, also die zwangsläufige Einstellung der Regierungsgeschäfte, abgewendet. Sonntagnacht kamen Demokraten und Republikaner dann schließlich auf einen Nenner. Bis Ende September ist die Finanzierung der Regierung damit gesichert, die offizielle Abstimmung im Kongress ist nur noch Formsache. Doch kann Präsident Trump die Haushaltsverhandlungen als Erfolg verbuchen? Jein.
Mauerpläne vertagt
Hinter dem überparteilichen Ergebnis steht eine Reihe von Kompromissen. Präsident Donald Trump musste die Erfüllung eines seiner Hauptwahlversprechen – den Bau einer Grenzmauer zu Mexiko – auf September vertagen. Seine Administration hatte darauf gepocht, dass das Haushaltsgesetz eine Anzahlung für die Grenzmauer beinhalte. Außerdem sollte eine Zusatzklausel neue Zuschussfinanzierungen für sogenannte Sanctuary Cities – Großstädte, die illegale Einwanderer tolerieren – blocken. Mit beiden Vorhaben scheiterte das Weiße Haus. Den Republikanern wurde schnell klar, dass sie das Haushaltsgesetz nicht durchbekämen, würden sie an der Mauerfinanzierung festhalten. Als Kompromiss gab es 1,5 Milliarden US-Dollar für den Grenzschutz. Mit dem Geld sollen die existierende Infrastruktur an den US-amerikanischen Grenzen sowie neue Technologien zur Grenzkontrolle und -überwachung finanziert werden. An seinen Plänen, die Mauer zu bauen, hält Trump jedoch nach wie vor fest. Aufgeschoben ist schließlich nicht aufgehoben.
Für die Republikaner war wohl der größte Erfolg, dass die Verteidigungsausgaben erhöht wurden. Trump wollte für den Verteidigungshaushalt 30 Milliarden US-Dollar. Letztlich einigte man sich auf 12,5 Milliarden US-Dollar, die hauptsächlich in den Kampf gegen den internationalen Terrorismus fließen sollen. Zusätzliche 2,5 Milliarden US-Dollar sollen speziell für den Kampf gegen den Islamischen Staat bereitgestellt werden. Diese Mittel werden aber erst freigegeben, wenn das Weiße Haus dem Kongress eine überzeugende Strategie vorlegt.
Demokraten im Siegesrausch
Präsident Trump hatte gedroht, inländische Ausgaben für Maßnahmen, die nicht der Verteidigung dienen, um 18 Milliarden US-Dollar zu kürzen. Ein Hauptanliegen der Demokraten war es deshalb, die Finanzierung von Gesundheits- und Umweltprojekten zu sichern. Mit Erfolg: Das neue Haushaltsgesetz sieht vor, dass 295 Millionen US-Dollar für Puerto Ricos MedicAid-Programm bereitgestellt werden. Auch das National Institute for Health, dessen Finanzierung eigentlich um 1,2 Millionen US-Dollar gekürzt werden sollte, bekommt eine Finanzspritze von zwei Millionen US-Dollar. Sogar die von den Republikanern so verhasste Gesundheitsreform Obamacare wird in Teilen weiter subventioniert. Auf diesen Kompromiss ließen sich die Republikaner aber nur ein, weil sie weiter an ihren Plänen arbeiten, Obamacare auszuhebeln.